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“Mobbing auf Steroiden”: Experten diskutieren Cybermobbing

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Cybermobbing: fiese Attacken mithilfe von Technologie (Bild: Flickr-Nutzer Clint Hamada, CC by-nc-sa/2.0)

Cybermobbing: fiese Attacken mithilfe von Technologie (Bild: Flickr-Nutzer Clint Hamada, CC by-nc-sa/2.0)

Auf dem ersten internationalen Cybermobbing-Kongress in Deutschland diskutieren Experten über die Bedeutung des Phänomens – und über Hilfe für die Betroffenen. Im Fokus steht vor allem die Situation bei Jugendlichen. Etwa die Hälfte von ihnen hat schon Erfahrung mit konkreten Cybermobbing-Fällen. Das hat eine Forscherin ermittelt

Etwa 120 Besucher sind in das edle Berliner Steigenberger-Hotel gekommen, um sich über das Thema auszutauschen: Mitarbeiter von Ministerien und Ämtern, Lehrer und vor allem Vertreter verschiedener Vereine. “Das ist der erste wirkliche internationale Cybermobbing-Kongress in Deutschland. Bisher gab es nur kleinere Fachtagungen, meist im pädagogischen Umfeld”, betont Uwe Leest vom Verein Bündnis gegen Cybermobbing, der den Kongress organisiert.

Fiese Gerüchte und beleidigende Bilder

Die Vorträge drehen sich überwiegend um Cybermobbing an Schulen. Justin Patchin vom US-amerikanischen Cyberbullying Research Center listet verschiedene Spielarten auf: Ein Gleichaltriger verbreitet im Internet Gerüchte, postet verletzende Kommentare in den sozialen Netzwerken, verschickt bösartige SMS, postet ein beleidigendes Bild oder Video oder stellt gar eine diffamierende Webseite über das Opfer ins Netz.

“Cybermobbing ist Mobbing auf Steroiden”, erklärt die australische Forscherin Donna Cross im Gespräch mit Hyperland: “Es ist ein Phänomen, das 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche stattfindet – also nicht nur auf dem Schulhof. Die Beleidigungen über Facebook oder über Textnachrichten machen auch vor dem heimischen Zimmer nicht halt.” Da man seinem Gegenüber nicht ins Gesicht schauen müsse, seien die Attacken zudem oft gemeiner. Und die Demütigungen erreichten durch die Verbreitungs-Mechanismen des Internet eine größere Öffentlichkeit.

Die israelische Erziehungswissenschaftlerin Dorit Olenik-Shemesh unterscheidet zwischen drei wichtigen Gruppen: Tätern, Opfern und “Bystandern” – letztere sind das Publikum der digitalen Attacken. In ihrer Befragung von 700 Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren hatte etwa die Hälfte angegeben, dass sie auf die eine oder andere Weise an konkreten Cybermobbing-Fälle beteiligt waren. Konkrete Zahlen über die eigenen Gruppen unterscheiden sich je nach Methode und Herkunft der Studie. Laut einer deutschen Erhebung des Bündnis gegen Cybermobbing sind 17 Prozent der Schüler bereits Opfer von Cybermobbing-Attacken gewesen, und 19 Prozent waren Täter.

Was tun gegen Cybermobbing?

Donna Cross hat verschiedene Maßnahmen gegen Cybermobbing untersucht. Am wichtigsten sei es, die Rolle der “Bystander”  zu beeinflussen. Manche schauten nur passiv zu, andere beteiligten sich aktiv, indem sie die Attacken weiterleiteten oder auf sozialen Medien teilten. Manche protestierten auch. Diese Gleichaltrigen seien es, die am besten Mobbing-Attacken stoppen könnten. Dabei reiche es mitunter schon aus, wenn sich jemand digital zu Wort melde und sage, dass er die Attacke verurteilt. Hier könnten Lehrer und auch Eltern ansetzen und die Jugendlichen dafür sensibilisieren, wie wichtig soziale Unterstützung im Internet sei.

Wenn Solidarität ausbleibt, sei das nicht nur eine vertane Chance, sondern oft auch besonders schmerzhaft für die Betroffenen. Cross zitiert dabei einen Satz von Martin Luther King: “Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.”

(Das ZDF ist für den Inhalt externer Internetseiten nicht verantwortlich)


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